🔧 Praxis

Wärmepumpe installieren: Schritt für Schritt

📅 8. Dez 2024⏱️ 8 Min
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Phase 1: Planung & Dimensionierung

1.1 Heizlastberechnung nach DIN EN 12831

Die exakte Heizlastberechnung ist die Grundlage für die richtige Dimensionierung. Erforderliche Daten:

  • Gebäude-Geometrie (beheizbare Fläche, Raumhöhe)
  • Baujahr & energetischer Zustand
  • U-Werte von Wänden, Fenstern, Dach, Boden
  • Luftwechselrate & Lüftungskonzept
  • Gewünschte Raumtemperaturen

Ergebnis: Heizlast in kW (typisch: 6-15 kW für Einfamilienhäuser)

1.2 Auslegungstemperatur bestimmen

Die Vorlauftemperatur hängt vom Heizungssystem ab:

  • Fußbodenheizung: 35-45°C → Ideal für Wärmepumpen!
  • Moderne Heizkörper: 45-55°C → Hochtemperatur-WP erforderlich
  • Alte Heizkörper: 60-75°C → Ggf. Heizkörper-Tausch nötig

1.3 Wärmepumpen-Typ wählen

Luft-Wasser-Wärmepumpe:

  • ✅ Keine Genehmigungen nötig
  • ✅ Geringe Investitionskosten
  • ❌ Niedrigere JAZ bei sehr tiefen Außentemperaturen

Sole-Wasser-Wärmepumpe (Erdwärme):

  • ✅ Höchste JAZ (bis 5,0)
  • ✅ Ganzjährig konstante Temperaturen
  • ❌ Erdarbeiten & Genehmigungen nötig
  • ❌ Höhere Investitionskosten

Wasser-Wasser-Wärmepumpe (Grundwasser):

  • ✅ Sehr hohe JAZ (4,5-5,5)
  • ❌ Wasserrechtliche Genehmigung erforderlich
  • ❌ Nicht überall möglich (Grundwasserspiegel, Qualität)

Phase 2: Vorbereitung & Genehmigungen

2.1 Standortwahl (bei Luft-WP)

Kriterien für Außenaufstellung:

  • Schallschutz: Min. 3m Abstand zur Grundstücksgrenze (TA Lärm beachten!)
  • Luftzirkulation: Keine Verbauung der Ansaug-/Ausblas-Öffnungen
  • Fundament: Ebene, frostsichere Aufstellfläche (Betonplatte)
  • Leitungswege: Kurze Wege zu Heizungsraum & Stromzähler

2.2 Genehmigungen einholen

  • Luft-WP: In der Regel genehmigungsfrei (außer in Wasser-/Naturschutzgebieten)
  • Sole-WP: Bergbauamt (Bohrungen > 100m) oder Untere Wasserbehörde
  • Wasser-WP: Wasserrechtliche Erlaubnis (Untere Wasserbehörde)

Phase 3: Installation

3.1 Fundamentierung (bei Außenaufstellung)

  1. Erdaushub (60-80 cm Tiefe) & Verdichtung
  2. Frostschutzschicht (Kies/Schotter, 30 cm)
  3. Betonplatte gießen (mind. 20 cm stark)
  4. Schwingungsdämpfer aufbringen

3.2 Hydraulische Installation

Schritt 1: Pufferspeicher einbinden

  • Pufferspeicher erhöht Laufruhe & Effizienz
  • Dimensionierung: 10-15 Liter pro kW Heizleistung
  • Anschluss an Vor- und Rücklauf mit Absperrventilen

Schritt 2: Warmwasserspeicher anschließen

  • Frischwasserspeicher: 200-300 Liter für 4-Personen-Haushalt
  • Legionellenschutz: Mindestens 1x wöchentlich auf >60°C aufheizen
  • Zirkulationsleitung mit Zeitschaltuhr

Schritt 3: Heizkreise anbinden

  • Heizkreisverteiler mit Mischer & Pumpen
  • Separate Regelung für jeden Heizkreis
  • Entlüfter an höchsten Punkten

3.3 Hydraulischer Abgleich (PFLICHT!)

  1. Heizlast je Raum berechnen (Verfahren A oder B nach DIN EN 12831)
  2. Ventilvoreinstellung an Heizkörpern/Verteiler durchführen
  3. Pumpenleistung anpassen (Delta-T = 5-10 K)
  4. Heizkurve optimieren (Startwert: 0,3-0,5 bei Fußbodenheizung)

3.4 Elektrische Installation

  • Eigener Stromkreis mit FI/LS-Schalter (16-25 A je nach WP-Leistung)
  • Smart-Meter kompatibel: SG-Ready-Schnittstelle nutzen (für variable Stromtarife)
  • PV-Kopplung: Energiemanagement-System zur Eigenverbrauchs-Optimierung
  • Pufferspeicher-Fühler & Außentemperatur-Sensor anschließen

3.5 Kältekreis & Inbetriebnahme (nur durch Sachkundige!)

  1. Vakuumieren des Kältekreislaufs (< 0,5 mbar)
  2. Kältemittel einfüllen (Menge laut Typenschild)
  3. Dichtheitsprüfung durchführen
  4. Erstinbetriebnahme laut Hersteller-Anleitung

Phase 4: Optimierung & Einweisung

4.1 Systemeinstellung optimieren

  • Heizkurve justieren: Raumtemperaturen über 3-5 Tage beobachten
  • Hysterese einstellen: Verhindert zu häufiges Takten
  • Warmwasser-Zeiten: Auf Bedarfszeiten & günstigen Strom abstimmen
  • Nachtabsenkung: Nur bei gut gedämmten Gebäuden sinnvoll

4.2 Kunde einweisen

Dem Betreiber folgende Punkte erklären:

  • Bedienung der Regelung (Heizen, Kühlen, Warmwasser)
  • Ablesen der Betriebsstunden & JAZ
  • Fehlermeldungen & Störungsbeseitigung
  • Wartungsintervalle (jährlich empfohlen)

4.3 Dokumentation

  • Inbetriebnahmeprotokoll ausfüllen
  • Hydraulisches Schema mit allen Komponenten
  • Kältemittel-Dokumentation (Art, Menge, Füllprotokoll)
  • Fotos der Installation für Fördermittel-Nachweis

Phase 5: Wartung & Service

Jährliche Wartung umfasst:

  • Sichtprüfung auf Beschädigungen & Korrosion
  • Kältemittel-Dichtheit prüfen
  • Filter reinigen/tauschen
  • Druck im Heizkreislauf kontrollieren
  • Kondensatablauf überprüfen
  • JAZ auslesen & mit Vorjahr vergleichen

Häufige Installationsfehler vermeiden

  • Überdimensionierung: Führt zu häufigem Takten & reduzierter Effizienz
  • Kein hydraulischer Abgleich: Ungleiche Wärmeverteilung, hoher Stromverbrauch
  • Zu hohe Vorlauftemperaturen: JAZ sinkt drastisch
  • Falscher Standort: Nachbarschaftskonflikte durch Lärm
  • Unzureichende Dämmung der Rohrleitungen: Wärmeverluste

Fazit: Präzision entscheidet über Erfolg

Eine professionelle Wärmepumpen-Installation erfordert Fachwissen in Heizungstechnik, Kältetechnik, Hydraulik und Elektrotechnik. Jeder der beschriebenen Schritte ist entscheidend für Effizienz, Langlebigkeit und Kundenzufriedenheit.

Die drei Erfolgsfaktoren:

  1. Exakte Planung & Dimensionierung
  2. Fachgerechte Installation nach allen Normen
  3. Sorgfältige Optimierung & regelmäßige Wartung

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